- 76 a - 1201 November 11. o. O. 3. id. Nov. Bolezlaus dux Zlezie filius illustris quondam et maximi ducis Wladyzlai urkundet, dass, nachdem Bischof Siroslaw das Kloster Leubus mit den Neubruchzehnten, im Liegnitzischen dotirt hatte, dessen Nachfolger, des Ausstellers Sohn Jaroslaw, der sich auch sonst nicht wie ein Sohn gegen ihn betragen, zu der Zeit, als der Aussteller selbst bei seinem Oheim Kaiser Heinrich V. (sic!) drei Jahr auf einem Feldzuge in der Lombardei verweilte, jene Schenkung mit Gewalt rückgängig gemacht habe (potencialiter irritavit, wie dies dann fast mit denselben Worten die Chron. princ. Pol. Stenzel Ss. I. 160 erzählt, vergl. Grünhagen, Gründungszeit von Kloster Leubus, Zeitschrift V. 200 ff.). Jaroslaw habe später erklärt, er wolle zwar nicht dem Kloster Leubus aber wohl dem Orden Genugthuung leisten und habe deshalb den Mönchen von Pforta 1000 grosse Hufen in seinem Oppeler Herzogthum an den Grenzen Mährens zwischen den beiden Flüssen Ozobloga (Hotzenplotz) und Straduna (Stradune) bis zu deren Mündung in die Oder mit allen Zehnten verliehen und sie an einem Orte, den er Jarozlave genannt, angesiedelt; nachdem nun die Mönche von Pforta diese Schenkung denen von Leubus abgetreten, bestätigte er dieselbe. M. Z. Büsching Leubuser Urk. 28. Cod dipl. Morav. II. 9. Nach zwei auf dem Staats-Arch. vorhandenen Urkunden (Leubus 8 u. 9), welche jedoch beide gefälscht sind, wenn gleich in sehr verschiedener Zeit. Büsching hat gerade das jüngere Exemplar auf S. 26 abgedruckt und von dem älteren auf S. 28 nur die Varianten angegeben, und an den Herausgeber des Cod. d. Mor. hat Stenzel auch nur das jüngere mitgetheilt Dieses letztere scheint der Handschrift nach aus dem XlV. Jahrh. zu stammen, das erstere dagegen aus dem XIII. Es ist der Handschrift nach ganz übereinstimmend mit der ältesten Interpolation des Stiftungsbriefes (deren schon o. unter No. 47 gedacht wurde, und die am Schlüsse des Jahres 1201 noch einmal zu besprechen sein wird) mit der sie auch das gleiche nachgemachte Siegel trägt, während das Exemplar des XIV. Jahrh. ein abweichendes Siegel hat. Die wesentlichste Verschiedenheit beider Exemplare besteht darin, dass das spätere bei der Angabe, Jaroslaw habe die Cisterzienser aus Pforta an dem Orte, den er Jarozlaue (das spätere hat Jerozlave) genannt, angesiedelt, die Worte pro fundando cenobio weglässt. Hierin haben wir auch unzweifelhaft das Motiv der erneuten Fälschung zu erblicken, da in späterer Zeit die Anerkennung, dass in Jaroslaw ursprünglich ein eigenes Kloster gegründet worden sei, nicht erwünscht sein mochte. Der ganzen Fälschung lag wohl ein Original zu Grunde; dass Jaroslaw wirklich in Oberschlesien in einem nach ihm genannten Orte Mönche aus Pforta angesiedelt, erscheint sicher, und ebenso, dass dies Besitzthum noch vor 1201 an Leubus gekommen (vergl. Nr. 72 b u. Nr. 72 c), doch wird der hier prätendirte ungeheure Umfang der Schenkung in späterer Zeit wiederholt bestritten, vergl. unt. z. J. 1218. In der päpstlichen Bulle vom 7. März 1216, welche sonst schon manche erst durch Interpolationen vindizirte Dinge bestättigt, wird dieser Besitz noch nicht erwähnt. Zur näheren Bestimmung der Zeit, in welcher diese frühe Fälschung verfasst wurde, vermag die Uebereinstimmung in Schrift und Siegel mit der ältesten Fälschung des Stiftungsbriefes einen Anhalt zu bieten, vergl. unt. vor d. J. 1202 und auch No. 154. Für die Glaubwürdigkeit der allgemeineren in dieser Urkunde enthaltenen historischen Anführungen ist neuerdings Grünhagen eingetreten, schles. Zeitschr. XL 404 ff. Codex Diplomaticus Silesiae, Bd. 7, 1884; Regesten zur schlesischen Geschichte, Th. 1: Bis zum Jahre 1250. Herausgegeben von Colmar Grünhagen.
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